In meinem ersten Artikel habe ich erklärt, dass Verbote auch Einschärfungen genannt werden und wie diese entstehen. Anhand eines realen Beispiels habe ich dargestellt, welche Auswirkungen Verbote aus der Kindheit im Erwachsenenalter nach sich ziehen können.
Im zweiten Artikel habe ich die ersten vier Einschärfungen näher vorgestellt, und zwar:
Werde nicht erwachsen – Sei kein Kind – Sei nicht – Sei nicht wichtig.
Heute schauen wir uns vier weitere Einschärfungen an.
Sei nicht du
Hier bekommt das Kind viel positive Aufmerksamkeit, wenn es einer Rollenerwartung entspricht. Als Mädchen verhält man sich z. B. wie ein Junge, weil die Eltern lieber einen Jungen gehabt hätten. Alles „mädchenhafte“ wird abgelehnt. In der Pubertät hat das Kind dann häufig Schwierigkeiten mit der eigenen Identität. Als Frau kann es passieren, dass die eigene Weiblichkeit nicht akzeptiert wird.
Auch Eltern, die ihren Kindern sagen, wie ein „richtiger Junge“, ein „richtiges Mädchen“ zu sein hat, vermitteln diese Einschärfung. Sie akzeptieren nicht, wenn die Interessen des Kindes in eine andere Richtung gehen. Die Eltern erwarten, dass das Kind genau das tut, was nach ihrer Meinung das Beste ist und später einen Beruf erlernt, den sie für gut und richtig erachten.
Erwachsene wissen demnach in ihrem weiteren Leben oft nicht, was sie selbst wollen. Sie haben sich immer nach den Vorstellungen anderer gerichtet. Das führte dazu, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse nie gespürt haben.
In der Mitte ihres Lebens passiert es dann häufig, dass sie ein Unbehagen empfinden und sich fragen, ob das schon alles gewesen sei. Sie spüren zwar was sie nicht mehr wollen, aber was sie wollen, können sie nicht fühlen.
Denk nicht
Dieses Verbot bekommen häufig sehr intelligente Kinder mit auf den Weg. Es kann sein, dass die Eltern es nötig haben, andere klein zu machen, damit sie sich groß fühlen können. Und wenn das Kind irgendwann die Erklärungen der Eltern anzweifelt, weil es z. B. in der Schule etwas anderes gelernt hat und die Eltern „korrigiert“, dann reagieren diese sehr heftig auf die vermeintliche „Besserwisserei“ ihres Kindes. Sie fühlen sich angegriffen.
Auch unsichere Eltern, die sich womöglich als Versager fühlen und Angst haben, mit den geistigen Höhenflügen ihres Kindes nicht mithalten zu können, neigen dazu, es lächerlich zu machen.
Das kluge Kind lernt schnell, dass es zu Hause harmonischer zugeht, wenn es mit seiner Intelligenz hinter dem Berg hält. Es gibt den Eltern Gelegenheit zu brillieren, indem es dumme Fragen stellt.
Erwachsene haben dieses Verhalten so verinnerlicht, dass man sich das Denken dann tatsächlich abgewöhnt hat. Jetzt gerät man in Panik, wenn man z. B. etwas Neues lernen soll. Man redet sich ein, dumm zu sein. Nichts zu kapieren. Man fühlt sich wie gelähmt.
Mit dieser Begriffsstutzigkeit nervt man sein Umfeld ganz gehörig und kaschiert damit unbewusst seine Intelligenz und Kompetenz.
Gehör nicht dazu
Hier hat das Kind Schwierigkeiten, sich in eine Gruppe zu integrieren (z. B. Freundeskreis, Schulklasse oder ein Team). Das liegt daran, dass die Eltern dem Kind vermittelt haben, entweder zu gut für die anderen oder nicht gut genug zu sein.
Vielleicht kam die Herkunftsfamilie aus einem fremden Land. Man hat die Erfahrung gemacht, dass das Anderssein nicht akzeptiert wurde. Die Erfahrung wird an das Kind weitergegeben und es lernt, dass Geborgenheit nur in der eigenen Familie zu finden ist.
Erwachsene verhalten sich dann unbewusst so, dass sie von keiner Gruppe akzeptiert werden. Man möchte das auch nicht wirklich. Es sei denn, dass es sich bei dieser Gruppe entweder um die eigene Familie oder um eine „Ersatzfamilie“ handelt. Letzteres könnte dann beispielsweise die Abteilung sein, in der man arbeitet und der man sich zugehörig fühlt. Nicht aber die Firma, zu der diese Abteilung gehört.
Sei nicht gesund
Das Kind hat gelernt, dass es Vorteile mit sich bringt, wenn es krank ist. Es kann sein, dass die Mutter nur dann Zeit hatte, wenn das Kind krank war. Vielleicht war die Mutter aber auch überfürsorglich, weil sie ihren Lebensinhalt darin sah, gebraucht zu werden. Dann hat sie aus dem „kleinen Schnupfen“ ihres Kindes gleich eine „Virusgrippe“ gemacht.
Erwachsene gehen durchs Leben und erzählen jedem, der es nicht hören möchte, dass man von „schwacher Gesundheit“ sei.
Bei dieser Einschärfung geht es nicht darum, etwas Unangenehmen zu vermeiden, wie bei allen anderen 11 Einschärfungen. Nein, es geht darum, etwas Positives zu erringen. Und das nennt sich „Krankheitsgewinn“.
Sie dürfen wollen, wenn Sie möchten
Sollte es Ihnen unter den Nägeln brennen, herauszufinden, welche Einschärfungen Sie ausbremsen, dann wäre jetzt die Gelegenheit damit zu beginnen.
Und es steht sicher nichts im Wege, diesen Einschärfungen „den Wind aus den Segeln“ zu nehmen. Ich zeige Ihnen auch gerne, wie das geht.
Es grüßt Sie herzlich
Susanne Witschas
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