Wie versprochen erfahren Sie heute, wie eine Paartherapie in meiner Praxis ablaufen könnte, und ich zeige Ihnen eine von vielen Möglichkeiten, wie Sie Dinge, die Sie stören, zum Positiven verändern können.
Gehen wir einmal vom Idealfall aus und stellen uns vor, dass beide Personen an der Beziehung arbeiten und die unangenehmen Themen, die die Beziehung belasten, angehen möchten. Beide kommen also freiwillig zur Paartherapie.
Die Sitzung beginnt
Das erste was mich interessiert ist, welches Anliegen – also welches belastende Thema – jeder einzelne mitbringt.
Dann informiere ich meine Klientinnen und Klienten über den Ablauf der Sitzung und stelle ein paar Regeln auf:
- Jeder sagt was er möchte (und nicht, was er nicht möchte).
- Jeder lässt den anderen ausreden und fällt ihm nicht ins Wort. Verständnisfragen sind jedoch erlaubt. Berichtigungen, Interpretationen oder Kommentare hingegen nicht.
- Jeder spricht nur über sich selbst, über seine eigenen Gefühle, Befürchtungen, Ziele und Hoffnungen.
Wenn das geklärt ist, möchte ich von jedem wissen, was ihn aktuell stark belastet oder worunter er leidet. Danach frage ich was jeder der Partner verändern möchte und lege Wert auf ein positiv formuliertes Ziel.
Als nächstes interessiert mich, was denn früher in der Beziehung gut funktionierte. Und wie man das gemacht hat, dass etwas gut funktionierte.
Sich in den anderen hineinversetzen
Nachdem meine Klientinnen und Klienten Ihr Herz ausgeschüttet haben, bitte ich beide die Plätze miteinander zu tauschen.
In der Regel werde ich dann ganz erstaunt und fragend angesehen. Ich bestehe dennoch darauf, einfach einmal die Stühle zu wechseln und in sich hinein zu spüren und wahrzunehmen, welche Gefühle sich zeigen.
Danach bitte ich sie, die Stühle wieder zu tauschen und möchte von jedem Partner hören, was er gespürt hat und zu welcher Erkenntnis man kam.
Gefühle und Erkenntnisse sind der erste Schritt zur Lösung
Die Klientinnen und Klienten sind normalerweise sehr erstaunt über das, was sie gespürt haben – nämlich die Energie und die Gefühle des Partners. Es war das erste Mal, dass sie in der Lage waren, sich in den anderen hineinzuversetzen und zu erfahren, wie sich der andere anfühlt und was ihn vielleicht belastet.
Ich höre dann Dinge wie:
- Es hat sich schwer angefühlt. Ich spüre eine Traurigkeit und Mutlosigkeit. Ich nehme eine Hilflosigkeit war. Es war etwas Verletzliches zu spüren. Ich habe den Eindruck, dass meine Partnerin oder mein Partner tief verletzt ist und sich deshalb verschließt.
Oder aber auch:
- Ich habe eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit verspürt. Eine Offenheit und eine Neugierde sowie Kraft und Stärke. Es fühlte sich positiv und optimistisch an.
Das und vieles mehr nehmen die Partner gegenseitig war, wenn Sie diese „Stuhlübung“ machen. Und häufig ist es so, dass sich dann die Wünsche und Ziele der Partner verändern, weil sie erkennen, dass sie an einem anderen Thema arbeiten sollten.
Vereinbarungen treffen
Am Ende der Sitzung erarbeiten beide eine Vereinbarung, sozusagen einen Vertrag zwischen beiden Partnern. Sie legen fest, was sie bis zur nächsten Sitzung machen möchten.
Das könnte zum Beispiel sein, dass sie sich selbst in ihrem Alltag und im Umgang mit dem Partner genau beobachten und notieren, was ihnen Positives (aber auch Negatives) auffällt.
Vielleicht entschließen sie sich auch dazu, hin und wieder etwas heimlich für den anderen zu tun um zu sehen, ob es ihm auffällt und wie seine Reaktion ist.
Auch eine paradoxe Intervention könnte ausprobiert werden. Das bedeutet, dass sie etwas völlig Unerwartetes tun oder sagen, womit ihre Partnerin oder Ihr Partner nicht rechnet.
Paradoxe Interventionen
Stellen Sie sich einmal vor, Ihr Partner lässt ständig seine Socken auf dem Sofa liegen. Er weiß, dass Sie das stört, aber egal wie oft Sie ihn schon gebeten haben, die Socken in den Wäschekorb zu werfen, er ignoriert Ihre Bitte.
Jetzt wäre die Gelegenheit, etwas Paradoxes zu tun, wie z. B. eine Praline auf die Socken zu legen und nichts zu sagen. Das nächste Mal legen Sie etwas anders darauf, vielleicht eine Krawatte oder Sie knoten beide Socken zusammen und lassen sie liegen.
Bei einer paradoxen Intervention kommt es darauf an, dass Sie anders reagieren oder agieren, als Sie es normalerweise tun.
Sie dürfen hier sehr kreativ sein und einfach mal schauen, was sich verändert. Es wird sich etwas verändern, da bin ich mir sicher. Solche paradoxen Interventionen können Sie in allen Situationen anwenden. Seien Sie ruhig auch einmal albern in Ihren Äußerungen und Reaktionen und gehen dann wieder zurück zur Tagesordnung. Diskutieren und rechtfertigen Sie Ihr Verhalten nicht. Tun Sie einfach so, als wüssten Sie nicht, um was es geht.
Muster unterbrechen
Wenn Sie etwas tun, was Sie normalerweise nicht tun und damit Ihr Gegenüber überraschen, haben Sie eine Musterunterbrechung vorgenommen. Und diese Musterunterbrechung bewirkt eine Veränderung im System und es kommt automatisch Bewegung in die festgefahrene Situation.
In meinem nächsten Artikel stelle ich Ihnen die Stuhlübung näher vor und erkläre Ihnen auch, wofür Sie diese Übung noch einsetzen können. Außerdem verrate ich Ihnen, was Sie tun können, wenn die Partnerin oder der Partner nicht bereit für eine Paartherapie ist.
Wenn Sie Anregungen brauchen, bin ich gerne für Sie da.
Es grüßt Sie herzlich
Susanne Witschas
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